Politische Bildung als Fundament unserer wehrhaften Demokratie
Zum zweiten „Tag der Politikwissenschaften“ unserer Stiftungsschulen am 30. April 2025 im Evangelischen Ratsgymnasium Erfurt fand ein außergewöhnliches Unterrichtsformat statt. Anstelle klassischer Lehrbuchinhalte standen den Jugendlichen aus der Oberstufe prominente Praktiker aus Politik und Wissenschaft gegenüber.
Mit dem renommierten Jenaer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Torsten Oppelland, einem ausgewiesenen Kenner der Thüringer Landespolitik, erhielten die Schülerinnen und Schüler eine wissenschaftlich fundierte Analyse der jüngeren politischen Entwicklungen in ihrem Bundesland. Vor allem durch die Verbindung von vergleichender politikwissenschaftlicher Analyse und realen Entwicklungen rund um den Thüringer Landtag wurde das Thema für die Schüler greifbar – und im direkten Austausch mit dem Hochschulprofessor lebhaft diskutierbar.
Noch praxisnäher gestaltete sich das zweite Vortragsmodul mit Stefan Kramer, Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes. Seine Beschreibungen zu den Aufgaben und Arbeitsweisen des Verfassungsschutzes am Beispiel der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ weckten bei den Schülern großes Interesse und verbesserten zugleich ihr Verständnis für Strukturen des politischen Systems. Insbesondere die Nähe zur gelebten Wirklichkeit der Jugendlichen ließ die anschließende Debatte in allen Details sehr anschaulich und lebendig werden.
Auch der letzte Referent des Tages, Prof. Gernot Wolfram, knüpfte gezielt an die Lebenswirklichkeit der Schüler an. Während das Thema „Social Media“ bei den Jugendlichen umfassend bekannt ist, sind die Funktionsweisen und Hintergründe der „politischen Social-Media-Welt“ oft deutlich schwerer zu erkennen. Die verschiedenen Strategien, mit denen Politik digital Einfluss nimmt und Machtverhältnisse prägt, faszinierten und erstaunten die Schülerinnen und Schüler sichtbar.
„Ich bin den drei Referenten dankbar für die Mitgestaltung dieses Tages der Politikwissenschaften. Die Vermittlung von Lehrplanstoff im Fach Sozialkunde, welches die politische Bildung umfasst, ist der Grundstein für mündige Bürger. Jedoch erst der Austausch mit Praxis und Wissenschaft bringt das, was unsere Gesellschaft derzeit besonders braucht: eine junge Generation aufrechter und reflektierter Demokraten mit einem christlichen Wertefundament“, bewertet Stiftungsprogrammleiter und Sozialkundelehrer Mathias Höfling die Veranstaltung.
Seit über 10 Jahren bündelt die Schulstiftung im Stiftungsprogramm „Politische Bildung und demokratische Erziehung“ vielfältige Aktivitäten aller Stiftungsschulen rund um die Themen demokratische Erziehung, christlich-jüdische Erinnerungskultur, politische Willensbildung und freiheitliche Debattenkultur. Das Stiftungsprogramm wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, seit 2024 hat Mathias Höfling als Lehrkraft für Sozialkunde die Programmleitung inne.
„Die politische Bildung ist ein wesentliches Element unserer evangelischen Bildungsarbeit. Sie wurzelt in der Überzeugung, dass jeder Mensch zur Freiheit berufen ist – zur Freiheit, selbstständig zu urteilen, mutig zu handeln und das Gemeinwesen aktiv mitzugestalten. Dabei sollte es in der politischen Bildung niemals allein um das Vermitteln von Wissen über Institutionen, Prozesse und Parteien gehen – es sollte schon immer darum gehen, junge Menschen zu befähigen, kritisch zu denken, miteinander zu arbeiten, kreativ zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Die Grundlagen dafür können wir in Schule und Bildung legen – das lässt mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken“, resümierte Stiftungsvorstand Marco Eberl zum Ende der Veranstaltung.